Freitag, 15. Juni 2018

Was lange währt wird irgendwie gut: Ein Pflanztisch


Vor einigen Jahren hatte ich mehrere dicke Fichtenbalken und -bretter und ein einfaches Lattenrost von einer alten Hochebene übrig. Die Balken waren zu dick zum Aufheben und die Bretter wollte ich eigentlich auch lieber schnellstmöglich verarbeiten und weghaben. Deshalb entschied ich mich, sowas wie einen Pflanztisch zu bauen und dabei alle möglichen handwerklichen Techniken auszuprobieren.


Meine Idee für den Tisch war eine etwas erhöhte Arbeitsfläche und darunter noch Platz zum Ablegen von Blumentöpfen etc.
Als erstes brachte ich die dicken Balken mit meiner Bosch GKS 55 Handkreissäge und Führungsschiene auf einen quadratischen Querschnitt. Dazu musste ich von beiden Seiten die Balken einsägen, weil ich mit der Säge und Führungsschiene nur ca 50 mm tief sägen kann. Aus den abgesägten Stücken sollten die Zarge für den Tisch entstehen. Die Verbindungen wollte ich mit Zapfen und Zapflöchern herstellen. In der ersten Bauphase blieb es dann aber auch beim Wollen. Ich hatte alles angezeichnet und musste die Arbeit unterbrechen.
Irgendwann hatte ich mal wieder Zeit und widmete mich der Tischplatte. Dabei wollte ich das erste Mal meine eigene Leimholzplatte herstellen. Deshalb sägte ich an allen Brettern die angefasten Seiten ab und sortierte sie nach bekannten Verleimregeln. Mangels entsprechend langer Zwingen verwendete ich zum Verleimen zwei Spanngurte und benutzte noch ein paar Kanthölzer zum Stabilisieren. Dabei sammelte ich auch meine ersten Erfahrungen mit aufschäumendem PU-Leim. Er quoll überall heraus und ich musste ihn später mühsam wieder entfernen.
Nachdem der Leim getrocknet war, machte ich mich schon mal daran, mit der Kreissäge eine Tropfkante einzusägen. Das war es dann aber auch schon wieder mit den Arbeiten am Tisch und ich musste die verleimte Tischplatte und die Beine erst einmal in unserem Keller verstauen. Durch die Feuchtigkeit wölbte sich die Tischplatte erheblich, so dass ich sie zwischen zwei anderen Holzplatten lagerte und die Wölbung dadurch minimierte.
Zwischendurch bastelte ich immer wieder in kleineren Schritten herum. Ich fertigte ein paar Nutklötzchen zur Befestigung der Tischplatte aus einem Rest 15 mm Multiplexplatte an. Dann zeichnete ich die Positionen der Zapflöcher an den Beinen an und erstellte schon mal die Zapfen an den Zargenteilen und irgendwann hatte ich auch mal alle Zapflöcher fertig gestemmt.
Es ist interessant wieviel ich scheinbar doch im Laufe der Jahre gelernt hatte. Die Zapflöcher gingen von Mal zu Mal besser und sahen auch jedes Mal besser aus.
Bei der ersten Passprobe stellte ich an einigen Stellen jedoch fest, dass sich im Laufe der Jahre eine Menge Messfehler eingeschlichen hatten. Viele der Zapflöcher waren zu schmal, einige Zapfen waren kürzer als andere und berechnete Maße stimmten dann doch nicht mehr. Glücklicherweise konnte ich alles noch mehr oder weniger glimpflich ausbessern/pfuschen ohne irgendwelche Teile noch einmal anfertigen zu müssen.


Das Verleimen des Tischgestells musste aus Platzgründen auf der Terrasse stattfinden. Deshalb war Warten auf etwas beständigeres Wetter angesagt.
Als es dann endlich soweit war, kramte ich alle Teile aus dem Keller und machte noch einmal eine finale Passprobe. So konnte ich mir auch alle Teile schon richtig zurechtlegen, damit es beim Verleimen schneller ging. Als Leim hatte ich mich für den Soudal Pro 40P entschieden. Zum einen weil er wasserfest war aber auch weil er aufschäumt und so einiges von meinem Gepfusche retten konnte. Außerdem hatte ich auf einem Blog gelesen (ich glaube, es war Michas Holzblog), dass der 40P eine etwas längere Trockenzeit hat als z.B. der 45P. Das kam mir natürlich zugute, da ich somit alles etwas entspannter miteinander verleimen und festzwingen konnte.
 Ich gab also ordentlich Leim in die Zapflöcher und auf die Zapfen und benutzte für das erste grobe Fixieren vier Einhandzwingen von Wolfcraft, die ich mit dem passenden Verlängerungsteil verbinden konnte. Für das richtige Anpressen, nahm ich zwei Spannngurte und meine Kantenschoner (Baubeschreibung HIER). Am nächsten Tag war dann Abkratzen des herausgequollenen Leims angesagt und ein paar Tage später wurden alle Teile mit weißer Holzschutzlasur mehrfach lasiert.
Nachdem alles gut getrocknet war, ging es an die Endmontage. Zuerst kam die Tischplatte dran. Mit den Nutklötzchen war die Montage recht schnell erledigt. Ausnahmsweise passte hier mal alles. Auch wenn ich jetzt im Nachhinein die Positionen der Klötzchen anders gewählt hätte. Da sich die Platte ja schon im Keller immer sehr leicht gebogen hatte, schraubte ich noch zwei Gratleisten auf, die die Platte zusätzlich stützen sollten, mit etwas Luft zum Arbeiten.
Zum Schluss kamen die Brettchen für die Zwischenetage dran. Die Löcher hatte ich schon vorgebohrt, so dass die Montage sehr schnell ging.
Am Ende stellten wir den Tisch auf unserer Terrasse neben unsere Sitzecke. Denn inzwischen benötigten wir eigentlich keinen Pflanztisch mehr und fanden, dass er sich so sehr gut als Beistelltisch für das nächste Kaffeekränzchen eignete.
Jetzt bin ich froh, dass ich dieses scheinbar endlose Projekt auch endlich abhaken kann. Denn insgesamt hat es sich schließlich über mehrere Jahre hingezogen. Jetzt ist wieder etwas mehr Platz im Keller und ich habe eine Menge gelernt. Zwischendurch hatte ich auch schon oft überlegt, ob ich das Projekt nicht gänzlich über den Haufen werfe und es sein lasse. Aber jetzt ist es fertig und alles Leid ist vergessen :-)



3 Kommentare:

  1. Und ich dachte immer um selber Möbel zu bauen muss man ein ausgebildeter Möbelplaner oder Tischler etc sein...Das macht mir Mut für meine Projekte im Frühling:)

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